Ringbahn 2020???

Neulich bin ich wieder einmal mit der Ringbahn gefahren. Ich kam mir irgendwie in die Zukunft versetzt vor. Das ausgehangene Ringschema war nicht mehr rund sondern oval. Das hätte mir schon zu denken geben sollen. Aber seht selbst:

Auf dem Bahnsteig Schönhauser alles noch beim Alten. Eine Neuerung: eingekühlte Getränke bekommt man jetzt direkt auf dem Bahnsteig- toll!

Einfahrt Gesundbrunnen: Die Händler aus der oberen Etage scheinen wohl direkt auf die Gleise gezogen zu sein, das Geschrei ist das selbe:
Wie immer wird es hier recht voll. Die Gemüsekisten stapeln sich…
Am Westhafen kann man einen Schiffstransport beobachten:

An der Jungfernheide steigen Spandauer zu. Zum Schutze vor Berlinern ist man wohl von Beagles auf Kampfhähne umgestiegen…

Am Westkreuz wieder viele Umsteiger, der eine kuckt ganz schön gefrustet. Womöglich hat er aufgegeben, auf die S7 nach Potsdam zu warten…
Der Klimawandel scheint den Reisanbau im Halensee zu befördern… Schön dass man das jetzt so idyllisch von der S-Bahn aus beobachten kann!
Südkreuz, endlich haben sie bequeme Sitzmöglichkeiten geschaffen! Wurde ja auch mal Zeit, so lange, wie man hier immer auf den Anschluss wartet!
Hermannstraße, ein multikulturelles Kuddelmuddel wie eh und je. Die Jungens (früher hießen die mal Kids oder so…) basteln als Zeitvertreib an ihren Drachen, während Mutti vom Einkauf in den Gropiuspassagen ermüdet eine Tamarillo ausschlürft. Natürlich aus dem eigenen Schrebergarten, welche in den letzten Jahren als Selbstversorgungsquelle einen enormen Aufschwung erlebten.

Am Ostkreuz fallen die ersten in einen Tiefschlaf. Trotz Holzklasse ist ein Nickerchen wohl gar nicht so schlecht, eine Vollringfahrt dauert ja mindestens 3,5 Stunden. Aus Rationalisierungsgründen hat vor sechs Jahren ein frischer BWL-Absolvent der Unternehmensberatung „Mehdorn Remembering Enterprises“ die Höchstgeschwindigkeit auf 10,5 Km/h beschränkt. Damit konnte man die Bremsen einsparen…


Die letzten Schwaben sind vor 6 Jahren aus dem Prenzlauer Berg Richtung Osten geflüchtet. Hier an der Frankfurter Allee trifft man hin und wieder noch einige Exemplare. Sie konnten die vielen Schwaben nicht mehr ertragen, vor denen sie ursprünglich aus Schwaben geflüchtet waren. Seitdem sinken die Mieten, darf man beim Bäcker wieder Schrippen ordern und nicht „Wecken“, und fällt nicht mehr auf, wenn man NICHT mit einem (Bio)-Latte-macchiato im ökologisch korrekten Maismehl-Pressbecher samt „City-Select-Sarggrau-Shopper-Kinderwagen“ den mittlerweile wieder etwas unordentlichen Bürgersteig entlangläuft. Die Kehrwoche wurde offensichtlich wieder abgeschafft…
Aber ordentlich und sparsam sind Gen-bedingt die verstreuten Reste der einstigen Flüchtlinge immer noch. Taxisparende Radfahrer mit Helm wie hier zu sehen:

Landsberger Allee, die Vollringreisenden entspannen sich langsam. Bald ist es geschafft.

An der Greifswalder Straße wird noch einmal in die Metrotram umgestiegen, die mittlerweile wieder „Straßenbahn“ heißt, nachdem jahrelang Touristen vergeblich im Untergrund die Metro suchten und spurlos verschwanden. Der Wirtschaftsberater, der vor Jahrzehnten diesen Unsinn verzapfte, kam übrigens mit einer Bewährungsstrafe davon. Welche Ungerechtigkeit!
Ach ja, und morgen versuche ich wieder, mit der S-Bahn nach Potsdam zu kommen. Ich gebe ja zu, das ist ganz schön mutig. Schließlich sind es jetzt schon minus 0,3 Grad auf dem Balkon!!! Aber da Konrad Nachtschicht hat, bleibe ich mal optimistisch!

S-Bahn Berlin- Sie packens einfach nicht

„Berliner S-Bahn will ihre Kunden besser informieren“, so die Schlagzeile am 16.02.11 in der Berliner Morgenpost. „12,5 Millionen Euro investiert das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn bis Ende 2011 in neue elektronische Anzeigetafeln und Beschallungssysteme“.

Toll! Da komme ich heute Morgen doch am bereits seit längerem mit den elektronischen Anzeigetafeln und Beschallungssystemem ausgerüsteten Bahnhof Westkreuz an. Eigentlich habe ich 7 Minuten Zeit zum umsteigen. Auf der Anzeige am oberen Bahnsteig steht geschrieben: Potsdam Hbf. 14 Minuten. Na gut denke ich, nix Neues, der sogenannte Winterfahrplan ist eh nur Makulatur, muss ich eben etwas länger warten.

Unten angekommen steht ein Zug auf dem Gleis, in welchem Leute sitzen. Wo fährt der hin? Auf der Anzeige am Bahnsteig steht geschrieben: S7 – Zugausfall/ S75 Zugausfall. Äh, ja, und wo fährt diese Bahn hin? Ich frage eine Frau, die weiß es auch nicht. Ich will nach vorn laufen, am Kopf des Zuges steht ja immer dran, wo die Bahn (wahrscheinlich) hinfährt. In diesem Moment gibt der Fahrer sein „Zurückbleiben“ bekannt, die Bahn fährt los – nach Potsdam Hauptbahnhof!!! Klasse!!!

Was machen die dynamischen Zuganzeiger? Nix!!! Was machen die Beschallungssysteme? Nix! Wie informiert die S-Bahn über die Situation und Fahrmöglichkeiten? Gar nicht! Dabei kann man den Mitarbeitern der S-Bahn noch nicht mal einen Vorwurf machen, die wissen in den allermeisten Fällen selber nicht, was los ist. Der Fehler liegt im System! Spart Euch die 12,5 Mio. Euro, das wird eh‘ nix! Ein Blick auf Twitter zeigt, dass momentan auf der Stadtbahn gar nichts läuft, wegen eines Polizeieinsatzes. Aha, dank moderner Technik weiß ich nun wenigstens Bescheid. Das kann länger dauern. Gut dass man Kollegen hat, die Gestrandete mit dem Auto abholen und zur Arbeit fahren.
(Foto Wikipedia)

S-Bahn Berlin – und das Chaos geht weiter

Heute morgen hatte ich mich entschlossen, mit der Berliner S(chleich)-Bahn ins Büro zu fahren. Selbige fährt ja momentan nach einem ausgedünnten Not-Not-Fahrplan im Schneckentempo durch die Stadt. Grund ist der „harte“ Winter. Mit diesem Fahrplan will man nach den Chaos-Wochen wenigstens so etwas wie einen zuverlässigen Fahrplan anbieten. Die Bahnen fahren nur noch im 10- oder 20-Minutentakt, dazu stehen die Züge an jeder Station 2-3 Minuten herum, um eventuell auftretenden Verspätungen leicht aufholen zu können. Die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 60 km/h gesenkt. Nun ja, bei frühlingshaften 11 Grad heute Morgen sollte man ja keine Verspätungen erwarten. Denkt man, und hat wieder mal falsch gedacht. Am Bahnsteig in der Schönhauser Allee angekommen sprang der „Dynamische Zugzielanzeiger“ mal auf eine Wartezeit von 3 Minuten hinunter auf eine Minute und wieder rauf auf 6 Minuten. Nach 6 Minuten kam natürlich- nix! Irgendwann erbarmte sich eine S-Bahn-Mitarbeiterin und kündigte an, dass der Zug in „wenigen Minuten“ eintreffen werde. Zu spät für mich, damit schaffe ich den Anschluss in Westkreuz nach Potsdam auf keinen Fall. Und zwanzig Minuten herumstehen will auch keiner, bis eventuell wieder eine Bahn fährt. Außerdem war nicht sicher, ob ich nach dieser Verspätung der Ringbahn überhaupt mitkomme in der sicherlich wieder einmal überfüllte Bahn. Also sprintete ich rauf zur nach wie vor zuverlässig fahrenden U-Bahn und fuhr ab Alex mit dem Regio. Mehrzeitaufwand dieses Mal: 15 Minuten, bzw. zum Normalfahrplan, den es aber schon seit 3 Jahren nicht mehr gibt: 25 Minuten. Soweit so gut. Ratet mal, ob es wenigstens auf dem Nachhauseweg geklappt hat! Richtig! Natürlich nicht. Die Ringbahn Richtung Schönhauser stand erst einmal minutenlang in Westend, eine piepsige Frauenstimme versprach die Weiterfahrt in wenigen Minuten. Eine betriebsinterne Störung… Irgendwann fuhr die Bahn los, bis Jungfernheide, wo sie wieder stand. Plötzlich verkündete eine Stimme: „Diese Bahn fährt auf Grund eines Unfalls mit Personenschaden nur bis Beusselstraße“. Ich schaffte es durch einen beherzten Sprung und Drängeln gerade noch, aus der Bahn zu kommen, bevor sie abfuhr. Die mitfahrenden Touristen haben von alledem natürlich nichts mitbekommen, englisch werden bei der S-Bahn keine Ansagen gemacht. Wie peinlich für eine Stadt mit so vielen ausländischen Besuchern. Nebenbei: Unfälle mit Personenschaden passieren, das muss nicht einmal Schuld der S-Bahn sein. Aber das Informationsmanagement ist einfach grauenhaft. Gut dass es in Jungfernheide eine U-Bahn gibt. Über U7 um dann mit der U2 kam ich mit 45 minütiger Verspätung zu hause an.
Danke liebe S-Bahn, dass du mir heute wieder 60 Minuten Freizeit geklaut hast. Danke, dass du die Preise erhöht hast, danke dass du dich erdreistest, wieder missmutige Kontrolleure durch die Züge zu schicken. Danke dafür, dass Jahreskartenbesitzer, die sich nächstes Jahr gegen die Chaos-S-Bahn entscheiden, keine Entschädigung bekommen für die Schlechtleistung. Danke, dass du mir Geld aus der Tasche gezogen hast, obwohl die Leistung nicht erbracht wird.
Morgen fahre ich wieder mit dem Auto.
(Foto: Wikipedia)

Mannes Wünsche

Heute hat ein eifriger Leser dieses Blogs (ein gewisser Politiker aus Düsseldorf) angeregt, ich solle doch mal meinen täglichen Arbeitsweg in Wort und Bild bloggen. Da ich derzeit mit der S-/U-/R-Bahn nach Potsdam fahre, müsste ich also dort fotografieren. Also nee, das trau ich mich irgendwie nicht, obwohl es da zuhauf göttliche Motive gäbe.

Nur mal heute abend: Da steigt eine dieser jungen „Damen“ ein, links einen Papp-Kaffeebecher in der Hand, rechts das Handy. Dazu noch ein Handtäschchen sowie eine Deichmann-Tüte, offensichtlich gefüllt mit Unterlagen für’s Studium (sie stieg in Griebnitzsee ein, da stehen fast nur Studenten). Nun wird in „Wannsee“ die Bahn immer ziemlich voll, und wie erwartet will sich jemand auf den Platz neben der jungen Dame setzen, der derzeit von der Deichmanntüte besetzt ist. Den erwartungsvollen Blick des jungen Mannes ignoriert die „Dame“, schließlich muss sie dem/der Handy-GespächspartnerIn weitere nichtssagende Einzelheiten ihres heutigen Stresses mit Dozenten XYZ berichten. Aber der junge Mann löst das Problem, wie ich es auch immer löse: Er setzt sich. Dummerweise auch auf einen Teil der Deichmanntüte. Die „Dame“ erfasst empörten Blickes die Situation und versucht, die Tüte zu befreien. Was auch gelingt. Aber da war ja noch der hippe „Coffee to go“ in ihrer Hand, der durch diese Aktion einen Teil seines Inhaltes freigab und auf der Hose der „Dame“ landete. Das Gesicht der jungen „Dame“ wäre wirklich fotografierenswert gewesen, stattdessen musste ich anfangen zu lachen (jaja, nicht gerade gentlemanlike), was aber die Wut selbiger auf mich lenkte. Na ja, ich murmelte unhörbar noch etwas wie „Dummheit der menschlichen Rasse“ und „Angst um die Sicherheit meiner Rente“ in meinen nicht vorhandenen Bart und gluckste so vor mich hin. Immerhin blieben die eigentlich erwarteten wüsten fäkalischen Flüche aus, auch das habe ich schon erlebt.

Dieser Typ „junge Dame“ kommt eigentlich recht häufig vor, weshalb ich zur zukünftigen Typisierung den Begriff Kaffeebechertusse verwenden möchte.

Der junge Mann mir gegenüber feixte mich noch ganz nett an, das ist doch auch mal wieder ganz wohltuend. Mehr von meinen ÖPNV-Erlebnissen demnächst.

So, und da der eifrige Leser, der dieses Pamphlet provoziert hat, gerne ÖPNV-Fotos sieht, ganz oben noch eine Aufnahme aus letzter Zeit auf die Gleise der U1 in Bereich Oberbaumbrücke.