Neulich bin ich wieder einmal mit der Ringbahn gefahren. Ich kam mir irgendwie in die Zukunft versetzt vor. Das ausgehangene Ringschema war nicht mehr rund sondern oval. Das hätte mir schon zu denken geben sollen. Aber seht selbst:
Auf dem Bahnsteig Schönhauser alles noch beim Alten. Eine Neuerung: eingekühlte Getränke bekommt man jetzt direkt auf dem Bahnsteig- toll!
Einfahrt Gesundbrunnen: Die Händler aus der oberen Etage scheinen wohl direkt auf die Gleise gezogen zu sein, das Geschrei ist das selbe:
Wie immer wird es hier recht voll. Die Gemüsekisten stapeln sich…
Am Westhafen kann man einen Schiffstransport beobachten:
An der Jungfernheide steigen Spandauer zu. Zum Schutze vor Berlinern ist man wohl von Beagles auf Kampfhähne umgestiegen…
Am Westkreuz wieder viele Umsteiger, der eine kuckt ganz schön gefrustet. Womöglich hat er aufgegeben, auf die S7 nach Potsdam zu warten…
Der Klimawandel scheint den Reisanbau im Halensee zu befördern… Schön dass man das jetzt so idyllisch von der S-Bahn aus beobachten kann!
Südkreuz, endlich haben sie bequeme Sitzmöglichkeiten geschaffen! Wurde ja auch mal Zeit, so lange, wie man hier immer auf den Anschluss wartet!
Hermannstraße, ein multikulturelles Kuddelmuddel wie eh und je. Die Jungens (früher hießen die mal Kids oder so…) basteln als Zeitvertreib an ihren Drachen, während Mutti vom Einkauf in den Gropiuspassagen ermüdet eine Tamarillo ausschlürft. Natürlich aus dem eigenen Schrebergarten, welche in den letzten Jahren als Selbstversorgungsquelle einen enormen Aufschwung erlebten.
Am Ostkreuz fallen die ersten in einen Tiefschlaf. Trotz Holzklasse ist ein Nickerchen wohl gar nicht so schlecht, eine Vollringfahrt dauert ja mindestens 3,5 Stunden. Aus Rationalisierungsgründen hat vor sechs Jahren ein frischer BWL-Absolvent der Unternehmensberatung „Mehdorn Remembering Enterprises“ die Höchstgeschwindigkeit auf 10,5 Km/h beschränkt. Damit konnte man die Bremsen einsparen…
Die letzten Schwaben sind vor 6 Jahren aus dem Prenzlauer Berg Richtung Osten geflüchtet. Hier an der Frankfurter Allee trifft man hin und wieder noch einige Exemplare. Sie konnten die vielen Schwaben nicht mehr ertragen, vor denen sie ursprünglich aus Schwaben geflüchtet waren. Seitdem sinken die Mieten, darf man beim Bäcker wieder Schrippen ordern und nicht „Wecken“, und fällt nicht mehr auf, wenn man NICHT mit einem (Bio)-Latte-macchiato im ökologisch korrekten Maismehl-Pressbecher samt „City-Select-Sarggrau-Shopper-Kinderwagen“ den mittlerweile wieder etwas unordentlichen Bürgersteig entlangläuft. Die Kehrwoche wurde offensichtlich wieder abgeschafft…
Aber ordentlich und sparsam sind Gen-bedingt die verstreuten Reste der einstigen Flüchtlinge immer noch. Taxisparende Radfahrer mit Helm wie hier zu sehen:
Landsberger Allee, die Vollringreisenden entspannen sich langsam. Bald ist es geschafft.
An der Greifswalder Straße wird noch einmal in die Metrotram umgestiegen, die mittlerweile wieder „Straßenbahn“ heißt, nachdem jahrelang Touristen vergeblich im Untergrund die Metro suchten und spurlos verschwanden. Der Wirtschaftsberater, der vor Jahrzehnten diesen Unsinn verzapfte, kam übrigens mit einer Bewährungsstrafe davon. Welche Ungerechtigkeit!
Ach ja, und morgen versuche ich wieder, mit der S-Bahn nach Potsdam zu kommen. Ich gebe ja zu, das ist ganz schön mutig. Schließlich sind es jetzt schon minus 0,3 Grad auf dem Balkon!!! Aber da Konrad Nachtschicht hat, bleibe ich mal optimistisch!